Bei inklusivem Recruiting geht es nicht um Quoten oder Sonderbehandlungen. Im Zentrum stehen faire, transparente und barrierefreie Verfahren, um allen Personen die gleiche Chance anzubieten. Dies sollte unabhängig von personenbezogenen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung passieren.
Inklusives Recruiting bedeutet, Stellenanzeigen anders zu formulieren, sich kritisch mit (unbewussten) Vorurteilen auseinanderzusetzen und bei Bedarf auch interne Prozesse anzupassen. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Ansätzen lässt sich Vielfalt gezielt fördern, ohne dass der Rekrutierungsprozess komplizierter wird. Im Folgenden zeigen wir Ihnen 5 konkrete Massnahmen, mit denen Sie inklusives Recruiting Schritt für Schritt erfolgreich in Ihrem Unternehmen umsetzen können.
Weshalb braucht es inklusives Recruiting?
Eine inklusive Arbeitsumgebung entsteht auch durch ein bewusst gestaltetes Recruiting. Das stärkt das Employer Branding, weil sich neue Mitarbeitende schon vom ersten Kontakt an respektiert und willkommen fühlen. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre zählt, laut Randstad, in 2021 zu den wichtigsten Kriterien für Arbeitnehmende. Das damit verbundene Zugehörigkeitsgefühl trägt zu geringerer Fluktuation bei Mitarbeitenden bei. Denn Mitarbeitende, die Anerkennung erfahren, bleiben ihrem Unternehmen länger treu.
Einen Blick auf diese spannenden Fakten zeigen, welchen Einfluss inklusives Recruiting auf den Erfolg eines Unternehmens haben kann:
- Für 96% der Arbeitnehmenden ist die Übereinstimmung ihrer persönlichen Werte mit denen des Unternehmens entscheidend für ihre Zufriedenheit, gemäss Randstad.
- Vielfältig zusammengesetzte Teams entwickeln kreativere und innovativere Lösungen.
- Teams mit mehr Geschlechter- und Herkunftsvielfalt haben bis zu 36% höhere Wahrscheinlichkeit, profitabel zu sein.
Inklusives Recruiting ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch ein strategischer Vorteil im Wettbewerb um potenzielle Mitarbeitenden: ein Gewinn für alle Parteien. Durch die folgenden Massnahmen nutzen Sie diese Vorteile gezielt:
1. Inklusive Stellenausschreibungen verfassen
Die Stellenanzeige ist oft der erste Kontaktpunkt zwischen Ihrem Unternehmen und potenziellen Bewerber:innen und daher nicht zu vernachlässigen.
Inklusives Anschreiben
Benutzen Sie, wenn möglich, genderneutrale Formulierungen (z.B. Projektleitung statt nur «Projektleiter»), ansonsten können Sie einen Gender-Doppelpunkt, einen Genderstern oder einen Schrägstrich verwenden (z.B. Projektleiter:in, Projektleiter*in oder Projektleiter/in). Die optimale Gender-Schreibweise unterscheidet sich je nach Berufsfeld.
Unnötige Hürden vermeiden
Überlange oder unnötig restriktive Anforderungslisten schrecken Kandidat:innen ab. Besonders betroffen sind Menschen, die derzeit im jeweiligen Arbeitsfeld verhältnismässig selten vertreten sind oder über keinen «klassischen» Lebenslauf verfügen. Ein Skills-basiertes Vorgehen kann dabei helfen, die wertvollen Kompetenzen, die sie dennoch mitbringen, sichtbar zu machen.
Einblick in eine offene Unternehmenskultur geben
Weisen Sie in der Stellenanzeige auf flexible Arbeitsmodelle, Barrierefreiheit oder Diversity-Initiativen hin. Allerdings sollten Sie das nur machen, wenn diese Angebote tatsächlich Teil Ihrer Unternehmenskultur sind. So bleiben Sie authentisch und vermeiden falsche Erwartungen.
Zugängliche Bewerbungswege schaffen
Stellen Sie sicher, dass Ihr Bewerbungsprozess barrierefrei ist, z.B. mit nutzerfreundlichen Onlineformularen, die auch von Screenreadern gelesen werden können. Scheuen Sie sich nicht, Expert:innen für Barrierefreiheit hinzuzuziehen.
Auf diese Weisen signalisieren Sie schon beim ersten Kontakt, dass Vielfalt in Ihrem Unternehmen willkommen ist.
2. Bias im Auswahlprozess reduzieren
Unbewusste Vorurteile (auch Unconscious Bias genannt) beeinflussen die Entscheidung, wer zu einem Interview eingeladen oder schliesslich eingestellt wird. Folgende Massnahmen helfen, den Auswahlprozess fairer zu gestalten:
- Blind Screening: Entfernen Sie Angaben wie Name, Alter oder Geschlecht aus Bewerbungsunterlagen, bevor diese geprüft werden.
- Standardisierte Interviews: Arbeiten Sie mit einheitlichen Fragen, um alle Kandidat:innen vergleichbar zu bewerten.
- Durchmischte Interviewpartner:innen: Stellen Sie sicher, dass Bewerber:innen aus verschiedenen Perspektiven beurteilt werden.
Damit erhöhen Sie die Chancen, dass die am besten geeigneten Personen unabhängig von Herkunft oder Hintergrund zum Zug kommen. Behalten Sie jedoch während des gesamten Prozesses diese vier häufigen Fallstricke im Blick.
3. Schulungen für Recruiter:innen und Führungskräfte
Ein inklusives Recruiting gelingt nur, wenn alle Beteiligten die Bedeutung und Signifikanz von Diversität verstehen und entsprechend handeln. Investieren Sie daher in regelmässige Schulungen und Workshops, um:
- das Bewusstsein für Vorurteile zu schärfen,
- rechtliche Grundlagen zu Gleichstellung und Diskriminierungsverbot aufzufrischen und
- Best Practices für inklusive Kommunikation zu vermitteln.
So schaffen Sie eine gemeinsame Basis des Verständnisses für Ihre Mitmenschen und stellen sicher, dass Ihr Team die Unternehmenswerte im Recruiting konsequent lebt.
4. Aufbau eines vielfältigen Talentpools
Ein Talentpool ist eine wertvolle Ressource, um Vielfalt langfristig zu fördern. Statt jedes Mal bei null zu starten, bleiben Sie mit qualifizierten Bewerber:innen, so wie ehemaligen Mitarbeitenden oder Menschen, die Sie z.B. an Karrieremessen kennengelernt haben, in Kontakt. Es besteht die Möglichkeit, dass diese aktuell nicht eingestellt werden konnten, aber grundsätzlich gut zu Ihrem Unternehmen passen. Eine entgangene Chance, wenn diese passenden Personen nicht erneut berücksichtigt werden.
Tipps für den Aufbau:
- Gezielt Kontakte knüpfen: z.B. über Karrieremessen, Einladungen zur Spontanbewerbung oder Initiativen für unterrepräsentierte Gruppen.
- Aktiv pflegen: Halten Sie regelmässigen Kontakt, etwa durch Newsletter oder Networking-Events.
- Segmentieren: Strukturieren Sie den Talentpool nach Fachbereichen oder Erfahrungsniveaus.
Ein inklusiver Talentpool hilft Ihnen, offene Stellen schneller zu besetzen und gleichzeitig mehr Vielfalt im Recruiting zu erreichen. Eine Option, die Ihnen beim Aufbau und der Pflege eines Talentpools hilft, ist der Skills-Manager.
5. Erfolge messen und Prozesse laufend anpassen
Ohne Messung bleibt Inklusion im Recruiting ein Lippenbekenntnis. Laut Randstad sehen über 80% der Arbeitnehmenden eine Lücke zwischen den Aussagen ihrer Arbeitgeber und der gelebten Realität. Legen Sie deswegen klare Kennzahlen fest und überprüfen Sie regelmässig, wie erfolgreich Ihre Massnahmen sind.
1. Rückmeldungen von Kandidat:innen zur Fairness des Prozesses
Eine kurze Onlineumfrage nach dem Bewerbungsprozess zeigt Wertschätzung für die Meinung Ihrer Bewerbenden. Gleichzeitig gewinnen Sie wertvolle Daten darüber, ob Ihr Recruiting als fair und transparent wahrgenommen wird und wo Sie konkret nachbessern können.
2. Entwicklung der internen Diversitätszahlen über die Zeit
HR-Analytics nutzen: Sie können die Entwicklung der Anzahl Mitarbeitenden nach Diversitätsmerkmalen (z.B. Geschlecht, Altersgruppen, Nationalitäten, Menschen mit Behinderung) in einem Zeitverlauf darstellen. Dadurch ist es möglich ein Benchmarking zu machen, wo Sie Ihre internen Zahlen mit Branchenstandards oder nationalen Durchschnittswerten vergleichen. Allerdings ist es hierbei wichtig, dass die Messungen anonymisiert und datenschutzkonform erfolgen.
3. Team-Performance im Zeitverlauf beobachten
Regelmässige Mitarbeiterbefragungen zu Themen wie Zusammenarbeit, Innovationskraft, Zufriedenheit mit dem Arbeitsklima geben Ihnen direkte Insights. Auch konkrete KPIs aus der Arbeitspraxis können wertvolle Hinweise liefern, z.B. die Anzahl neuer Ideen oder Verbesserungsvorschläge pro Team oder die Fluktuationsrate in diversen im Vergleich zu weniger diversen Teams.
So können Sie nachvollziehen, welchen positiven Einfluss mehr Vielfalt auf die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation hat. Nutzen Sie diese Daten, um Prozesse stetig zu optimieren und transparent über Ihre Fortschritte, auch nach aussen, zu kommunizieren.
Inklusives Recruiting ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess.
Durch Vielfalt zum Erfolg
Mit diesen Massnahmen schaffen Sie die Grundlage für mehr Vielfalt in Ihrem Unternehmen. Das Ergebnis: Sie gewinnen nicht nur die passenden Menschen, sondern stärken auch Ihre Arbeitgebermarke, positionieren Ihr Unternehmen als zukunftsorientiert und verantwortungsvoll und steigern Ihre Wettbewerbsvorteile. Sind Sie bereit, eine inklusive Stellenanzeige zu verfassen? Mit jobchannel SMART kommen Sie in nur 2 Klicks zu Ihrer Stellenanzeige.

