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Angebotsüberschuss im Schweizer Stellenmarkt

Die Covid-19-Pandemie hatte starke Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt. Arbeitnehmende wurden monatelang in Kurzarbeit geschickt oder wurden entlassen, viele Firmeninhaber mussten ihre Betriebe schliessen. Ein gutes Jahr nach dem Beginn der Pandemie ist die Zahl der offenen Stellenangebote so hoch wie noch nie und viele Betriebe haben Mühe, ihre Stellen zu besetzen. Woher kommt dieser Umstand? Nachfolgend werden einige mögliche Erklärungsversuche beschrieben, warum es Arbeitgebern schwerfallen könnte, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen.

Offene Stellen im CH-Arbeitsmarkt

Die Zahlen im Schweizer Arbeitsmarkt widerspiegeln die Entwicklung der Pandemie seit Anfang 2020. So gab es gesamthaft betrachtet im Jahr 2020 meistens eine starke Abnahme der Stellenangebote, was durch den Lockdown und die Sparmassnahmen der Unternehmen, vor allem durch einen starken Stellenabbau, zu erklären ist. Vereinzelt kam es zu kurzen Anstiegen in den Herbstmonaten September und Oktober, was in der umstehenden Grafik gut ersichtlich ist. Ab dem Jahr 2021 ist allerdings ein steter Anstieg der Angebote zu beobachten, welcher sich aktuell sogar auf einem Rekordstand von über 215’000 offenen Stellenangeboten befindet (Stand Juli 2021). 

Quelle: Jobradar der x28 AG

Branchenspezifisch waren im Jahr 2020 und 2021 in den Bereichen Detailhandel, Gastronomie, Gesundheit, Informatik und öffentliche Verwaltung die grössten Trends und Veränderungen auszumachen. Besonders stark waren die wegfallenden Stellen im Gastgewerbe zu beobachten, bei dem es während dem Lockdown zwischen März und Mai 2020 eine Veränderung von knapp 4500 Stellenanzeigen gab (von 9000 auf 4500). Während der 2. Welle zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 fielen erneut 3500 Stellenanzeigen weg (von 7000 auf 3500). Ab dem neuen Jahr ist aber auch dort ein stetiger Anstieg zu beobachten.

Quelle: Jobradar der x28 AG

Auch im Detailhandel war eine starke Veränderung der Angebote feststellbar. Die offenen Stellen reduzierten sich zwischen März und April 2020 um 30 % (von 10000 auf 7000). Nach einem Anstieg der Stellenangebote über den Sommer, was mit den gelockerten Massnahmen in Verbindung gebracht werden kann, kam es im Herbst 2020 mit Beginn der 2. Welle erneut zu einem starken Rückgang der offenen Stellen (von rund 10300 auf 7800).

Quelle: Jobradar der x28 AG

Wegfall externer Kinderbetreuung

Die Pandemie hatte auch einen grossen Einfluss auf die Bereiche des Arbeits- und Privatlebens der Menschen. So verschwanden für viele Eltern die Betreuungsangebote wie Kindertagesstätten oder Krippen. Auch Schulen mussten infolge des Lockdowns monatelang schliessen und Familien waren gezwungen, zu entscheiden, wer für die Kinderbetreuung zu Hause bleibt. In den meisten Fällen waren dies die Frauen, welche von der Krise unverhältnismässig stark getroffen wurden. So gingen deren Beschäftigung laut aktuellen Studien um fast 5 % zurück, während es bei den Männern nur 3.9 % waren. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Frauen eher in kundenorientierten Berufen arbeiten, die von der Pandemie hart getroffen wurden, beispielsweise der Detailhandel.

Im Verkauf, beispielsweise in Handelsgeschäften, liegt die Frauenquote laut aktuellen Arbeitsmarktdaten bei 75 %. Viele dieser Frauen verschwanden vom Arbeitsmarkt, um häusliche Pflichten zu übernehmen. Dass sie sich davon finanziell wieder erholen, wird schwierig bis unmöglich. Ausserdem werden sie, zumindest solange die Betreuungseinrichtungen und Schulen nicht wieder in den Normalbetrieb zurückgekehrt sind, auch nicht in der Lage sein, wieder im erlernten Beruf einzusteigen. In vielen Fällen mussten die Betriebe auch dauerhaft geschlossen werden, während die Inhaber neue Arbeitsplätze angenommen haben oder in anderen Branchen Fuss gefasst haben.

Branchen und Stellenwechsel 

Die finanziellen Unsicherheiten oder die verordnete Kurzarbeit während der Pandemie nahmen einige Arbeitskräfte auch zum Anlass, sich in anderen Bereichen weiterzubilden oder die aktuelle Branche zu verlassen. Einen interessanten Einblick gibt dabei die sogenannte Nettorotationsquote, welche jährlich vom Bundesamt für Statistik (bfs) neu erhoben und veröffentlicht wird. Diese befasst sich mit der Häufigkeit von Stel­len­wechseln oder Än­derungen des Ar­beits­markt­status der Erwerbstätigen.

Besonders im Gesundheitswesen war im Vergleich zu 2019 eine starke Veränderung auszumachen (von 9.3 % auf 10.2 %). Möglich ist, dass die Pandemie, welche für das Gesundheitspersonal eine enorme Belastung darstellt, dazu geführt hat, dass einige Arbeitnehmende ihre berufliche Zukunft nochmals überdacht und neu ausgerichtet haben. Das tiefe Lohnniveau im Gesundheitswesen dürfte nicht unbedingt positiv zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Gesamthaft gesehen verringerte sich die Nettorotationsquote allerdings von 9.8 % auf 9.1 %, was dafür sprechen würde, dass den Arbeitnehmenden in finanziell unsicheren Zeiten ein fester Job und ein festes Einkommen wichtig sind.

Angesichts der Entwicklungen bei den Arbeitnehmenden erscheint es wichtiger denn je, über eine angemessene Personalstrategie zu verfügen. Die Grösse des Unternehmens hat damit nichts zu tun: Jedes Unternehmen sollte wissen, wo es die besten Bewerbenden finden kann und welche Gruppen es für seinen künftigen Erfolg ansprechen muss.

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