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Teilzeitarbeitende und ihr Potenzial, mehr zu arbeiten

Es ist noch keine zwei Jahre her, seit die Harvard Business School eine aufsehenerregende Studie über Menge und Arbeitsmarktpotenzial der verdeckten Arbeitskräfte, der sogenannten Hidden Workers, veröffentlicht hat. Das sind Personen, die arbeitsfähig wären, aber systematisch durch die automatisierten Recruiting-Systeme durchfallen. In einer Folgestudie wurden diejenigen 1516 Personen im Sample separat angeschaut, die zwar arbeiten, aber nur Teilzeit. Und die gerne mehr arbeiten wollen und dabei auf Hindernisse stossen.

Darum geht es: 

Die Gruppe der gezwungenermassen Teilzeitarbeitenden ist heterogen. Frauen und ältere Personen sind darin überrepräsentiert. Typische solche Teilzeitarbeitende sind Personen, die

  • Betreuungsaufgaben wahrnehmen
  • gesundheitliche Probleme haben, etwa chronische Krankheiten
  • Beeinträchtigungen körperlicher oder mentaler Art aufweisen
  • zeitaufwändige persönliche oder familiäre Verpflichtungen haben
  • schon älter sind und sich teilweise aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen haben

Was hindert diese Arbeitnehmer:innen daran, mehr Stunden oder gar Vollzeit zu arbeiten?

  • 30 % der Befragten geben als Haupthindernis ihre Care-Tätigkeiten an
  • 23 % sehen fehlende Bildungsabschlüsse als Hürde für Jobs mit angemessenem Pensum
  • 22 % betrachten gesundheitliche Probleme als grösstes Hindernis
  • 19 % sehen psychische Probleme (z.B. Angstzustände) als Grund für die Unmöglichkeit, mehr Stunden zu arbeiten
  • Je 13 % sehen eine belastete Vergangenheit oder einen fehlenden beruflichen Hintergrund als Haupthürde für ein höheres Arbeitspensum

Viele dieser Personen stossen schon beim Bewerbungsprozess auf verschiedene Hindernisse, die bewirken, dass sie keinen guten Job mit dem gewünschten Arbeitspensum bekommen. So gibt es häufig keine geeigneten Arbeitsmöglichkeiten in der Nähe der Befragten, die Arbeitszeiten der in Frage kommenden Jobs lassen sich nicht mit privaten Verpflichtungen in Einklang bringen oder Kandidat:innen scheitern an hohen Anforderungen an ihre Bewerbung.

Gibt es Lösungen dafür, wie gezwungenermassen Teilzeitarbeitende dennoch ihr Pensum erhöhen könnten?

  • Die Autor:innen der Studie sehen die Hauptverantwortung bei den Arbeitgebern. Diese könnten in vielen Fällen bessere Rahmenbedingungen schaffen, etwa flexible Arbeitszeiten oder mehr Möglichkeiten für mobiles Arbeiten.
  • Die Politik könnte die Mehr-Pensen fördern durch eine begünstigende Gesetzgebung. Insbesondere können steuerliche Hürden abgebaut werden, die Teilzeitarbeitende daran hindern, mehr zu arbeiten.

Darum ist es wichtig: 

Laut dem Bundesamt für Statistik arbeiteten unter den Erwerbstätigen im Jahr 2022 57,9 % der Frauen und 18,7 % der Männer in der Schweiz Teilzeit. Angesichts des Fachkräftemangels in vielen Branchen wünschen sich Arbeitgeber oft, ihre Mitarbeitenden im Teilpensum würden mehr Stunden pro Woche arbeiten. Derzeit wird etwa die Erhöhung der Pensen von Lehrpersonen diskutiert, die dem Lehrkräftemangel unter Umständen Abhilfe schaffen könnte. Weiter lohnt es sich für Arbeitgeber, beim Einstellen von Personal auf Diversität zu achten, wie aktuelle Daten aus Deutschland belegen: Mehr Diversity hat einen positiven Einfluss auf Arbeitsqualität und Betriebsklima. Um die Vielfalt unter den Beschäftigten zu gewährleisten, genügt es nicht, automatisierte Prozesse laufen zu lassen, wenn es um das Suchen und Ansprechen potenzieller Kandidat:innen geht. Denn sonst fallen viele Personen durch das Raster, die unbelegte fachliche Fähigkeiten haben, mit Soft Skills eine Bereicherung fürs Team sind und die neue Impulse in die Arbeitsprozesse bringen können.

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