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10 Fragen an HR-Pioneer Cornel Müller

Im Interview mit der Swiss Startup Group spricht Cornel Müller, Unternehmer und Gründer im Bereich der intelligenten HR-Tools darüber, wie sich die Digitalisierung auf die Jobvermittlung auswirkt und was man für innovative Jobs mitbringen muss.

Cornel Müller, du gehörst zu den Pionieren im Bereich Digitalisierung von Jobvermittlung. Hast du dich schon immer in dieser Branche gesehen?

Ja, als ich 1994 das erste Mal mit dem Internet in Berührung kam, war ich wie gebannt. Die Faszination für dieses Medium und der damit verbundenen Möglichkeiten war auf Anhieb gross. Und da ich zu dieser Zeit in der (klassischen) Jobvermittlung gearbeitet habe, war für mich klar, dass die Symbiose zwischen dieser Branche und diesem Medium ein enormes Potenzial offenbart.

Warum willst du eines der persönlichsten Geschäfte der Welt digitalisieren?

Auf unseren Jobplattformen der jobchannel ag suchen jeden Monat über 600’000 Menschen einen Job. Das tun sie bei uns, weil sie verstanden haben, dass wir alle, wirklich alle Vakanzen der Schweiz crawlen und publizieren. Die Chance, so einen oder – noch besser – den richtigen Job zu finden, ist halt einfach viel grösser als auf irgendeiner Jobbörse mit einem eingeschränkten Angebot. Wir bringen Angebot und Nachfrage in fast perfekter Form zusammen. Und auf Deine Frage, warum ich das will: Wenn von mir aus nur jeder 100. Mensch dank unseren Jobplattformen einen Job findet, dann wären das etwa 72’000 Menschen pro Jahr! Damit leisten wir einen beachtlichen volkswirtschaftlichen Beitrag. Und gibt es etwas Schöneres, als E-Mails von Menschen zu erhalten, die uns sagen, dass sie dank uns einen neuen Job gefunden haben!?

Wie stehst du der Aussage gegenüber, dass die Digitalisierung zu erhöhter Arbeitslosigkeit führt?

Diverse Studien und insbesondere auch die Menge und Art der offenen Stellen, deren Entwicklung wir genau verfolgen, deuten eindeutig darauf hin, dass uns die Arbeit so schnell nicht ausgeht. Es wird sich viel verändern auf dem Arbeitsmarkt. Menschen werden sich neuorientieren müssen. Das wird nicht immer einfach. Und die Verlierer werden m.E. nach nicht – wie oft kolportiert – die weniger gut Qualifizierten, sondern die Unflexiblen sein. Aber die Nachfrage nach menschlicher Arbeitsleistung wird auch in einer hoch technologisierten Welt gross sein.

Was ist für dich inhaltlich das Ausschlaggebendste in einem Lebenslauf?

Warum jemand das gemacht hat, was er oder sie in seiner oder ihrer beruflichen Karriere gemacht hat. Entscheidend ist m.E. vielfach nicht das Was, sondern das Warum. Warum hat sich jemand für einen bestimmten Studiengang entschieden? Warum hast Du neben dem Studium genau das gemacht? Diese Antworten bzw. die Beweggründe sind für mich ausschlaggebend.

Was sind für dich innovative Jobs?

Innovative Jobs machen es möglich, dass Du Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Verfahren entwickeln und umsetzen kannst, die ein relevantes Problem lösen. Das hat nur bedingt etwas mit Kreativität zu tun, sondern vielmehr mit einem Bedürfnis und der Fähigkeit, dieses Bedürfnis zu erkennen und zu bedienen.

Welche Unternehmen würdest du als besonders innovative Arbeitgeber bezeichnen und warum?

Unternehmen, die Freiraum und Strukturen schaffen sowie das Vertrauen in die Mitarbeitenden haben, dass Innovation «auch einfach passieren darf». Nennen wir diese Unternehmen «Hidden Champions«. Leider kennen Arbeitnehmende diese versteckten Perlen oft nicht oder sind sich gar nicht bewusst, was ein solcher Arbeitgeber zu bieten haben. Das «Who is Who» der Hidden Champions gibt es leider noch nicht. Auf innovations-jobs.ch haben wir zumindest einige Firmen gelistet.

Was muss ein Arbeitnehmer im Bereich Innovation mitbringen?

Intrinsische Motivation! Echte Intrapreneure lassen sich nur bedingt von extrinsischen Faktoren wie Geld, Arbeitszeit o.ä. motivieren.

Welche Skills spielen aus deiner Sicht im Bereich Innovations-Jobs die grösste Rolle?

Unstillbare Neugier, permanentes Hinterfragen, nichts als gegeben akzeptieren, Dingen auf den Grund gehen und die richtigen Fragen richtig stellen.

Wo siehst du Vorteile, wo Nachteile bei der Digitalisierung der Jobvermittlung?

Vorteile:

  1. Angebot und Nachfrage finden schneller und einfacher zusammen.
  2. Die Matching-Qualität, d.h. dass die richtige Arbeitnehmerin auf den richtigen Arbeitgeber trifft, ist heute schon gut und wird in naher Zukunft noch viel besser.
  3. Transaktionskosten sind bereits erheblich gesunken und werden weiter sinken,

Nachteile:

Einzig das Risiko, dass Menschen die Technologie falsch einsetzen, missbrauchen oder nicht verstehen.

Was glaubst du, wie verändert sich der Bereich in 10 Jahren?

Ich verfolge seit einigen Jahren intensiv die nationale und auch internationale HR Tech Szene. Ich schaue mir etliche Unternehmen und Lösungen persönlich an. Was da rund um KI im Recruiting, semantisches Matching, Digital Sourcing, Smart HR Data, People Analytics, Sprach-, Text- und CV-Analyse usw. auf uns zukommt, ist schon beeindruckend. In 10 Jahren werden wir nur staunend zurückschauen und uns wundern, wie «handgestrickt» und kompliziert die Suche nach einem neuen Job oder nach neuen Mitarbeitenden 2019 war… etwa so, wie wir uns heute fragen, wie wir eigentlich vor dem Internet und ohne E-Mails geschäftlich interagiert haben!

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