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Künstliche Intelligenz und Recruiting – wie Chatbots die Candidate Experience verbessern können

Sie sind auf vielen Websites bereits Standard. In online Shops oder bei Reiseanbietern sind sie schon länger etabliert und beliebt: Chatbots. Kleine Fensterchen meist am unteren rechten Rand, welche uns ihre Hilfe anbieten, sobald wir auf der Website landen. Man kann sie mit Fragen füttern und erhält in der Regel die passende Antwort, ohne dass eine echte Person dafür auch nur einen Finger krümmen muss. Praktisch, nicht? Auch im Recruiting kommen Unternehmen seit einiger Zeit auf den Geschmack der kleinen Helferchen. Was bringt’s?

Was ist ein Chatbot?

Chatbots sind Dialogsysteme, welche fähig sind, eine Konversation zu führen, ohne dass es aussieht, sich anfühlt oder anhört, als würde man mit einer Maschine sprechen. Sie können sich also in einer Art ausdrücken, welche die natürliche Sprache der Menschen imitiert. Meistens erscheint ein Chatbot auf einer Website als Avatar, damit wir das Gefühl haben, wir sprächen tatsächlich mit der Kundenberaterin oder dem Reiseberater.

Chatbots funktionieren auf verschiedene Weisen. Bei den einen hat man eine Auswahl an Fragen, aus denen man auswählen kann. Bei anderen kann man die Frage als Freitext eingeben. Alexa, Siri & Co. machen von der Spracheingabe Gebrauch. Grundsätzlich ist ein Chatbot aber einer Suchmaschine sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass man die Antwort nicht als Resultateliste erhält, sondern als Antwort in natürlicher Sprache.

Chatbots im Recruiting

Seit 2016 sind die ersten Chatbots auch im Recruiting und in der Jobsuche anzutreffen. Anfangs waren diese hauptsächlich via Facebook Messenger nutzbar. Facebook bietet nämlich die Möglichkeit auf der Messenger-Plattform eigene Bots zu entwickeln. Auf diese Möglichkeit wurde zu Beginn des Chatbot-Fiebers im Recruiting hauptsächlich zurückgegriffen. Über die Facebook-Page eines Unternehmens kann sich ein Bewerber dann mit dem Bot unterhalten. Je nach Anfrage liefert dieser die passenden Jobs des Unternehmens oder hilft beim Bewerbungsprozess weiter. (Einen Facebook-Bot selber bauen ist auch gar nicht so schwierig.)

Diese Idee hat sich Jobmehappy, ein Kölner Start-Up, als eines der ersten Unternehmen zu Nutze gemacht. So richtig intelligent ist dieser Bot noch nicht. Gibt man nur eine Stadt ein, erhält man die Antwort «Ich kann dich leider nicht verstehen. Denk immer daran das Wort Job in deiner Frage zu verwenden». Die Anfrage könnte ich ebenso gut in eine Jobsuchmaschine eingeben. Interessant wird diese Art von Suche aber, wenn mit fortschreitender technologischer Entwicklung die Spracheingabe verbessert wird und sich etabliert.

Ein Jahr später sind die Chatbots nicht mehr nur über Facebook zugänglich. Diverse Unternehmen haben ein solches «sprechendes» bzw. «schreibendes» Fensterchen auf der Website oder auf der Karriereseite integriert. Stellensuchende werden von der Avatar-Recruiterin direkt abgeholt und auf der Suche nach dem passenden Job begleitet. Ausserdem bekommen Kandidaten gleich mal sämtliche Benefits des Unternehmens zu Ohren bzw. zu Augen.

Candidate Experience verbessern

Das grosse Schlagwort in diesem Zusammenhang heisst Candidate Experience. Ähnlich wie sich Website-Designer um die User Experience kümmern (also, dass Website-Besucher ein möglichst positives Erlebnis auf der Website haben), sollten sich Recruiter und Employer Brander um die Candidate Experience sorgen. Also darum, dass sich Kandidaten, welche die Karrierewebsite eines Unternehmens besuchen, gut aufgehoben fühlen und ein positives Erlebnis davontragen. Ein wichtiger Faktor, der zur Candidate Experience beiträgt, ist der stetige Kontakt zu Kandidaten. Eine Studie von Careerbuilder zeigt, dass 81% der Jobsuchenden finden, dass ein regelmässiges Statusupdate zu ihrer Bewerbung die Candidate Experience extrem verbessern würde. Die Jobsuche an sich ist sowieso schon ein grosser Stressfaktor. Noch frustrierender ist es, wenn einfach keine Rückmeldung kommt und Jobsuchende nicht wissen, an welchem Punkt ihre Bewerbung momentan steht. Die Seite der Unternehmen ist nicht ganz unverständlich. Bei Jobs mit tendenziell vielen Bewerbungen ist der Aufwand enorm. Doch genau hier können Chatbots eingesetzt werden. Sie helfen den Kontakt zu Kandidaten herzustellen, sie auf dem Laufenden zu halten und so eine nachhaltige Beziehung aufzubauen. Das gute Erlebnis ist vor allem auch dann wichtig, wenn es um Positionen geht, in denen die Fachkräfte eher knapp sind und regelrecht um sie gekämpft werden muss.

Schnellere Prozesse

Chatbots können helfen, eine bessere und schnellere Vorauswahl zu treffen. Dies kann zum Beispiel mit einer kurzen Q&A-Session vor dem eigentlichen Bewerbungsprozess erreicht werden. Möchte sich eine Kandidatin bewerben, werden ihr vom Chatbot schon mal die wichtigsten Fragen gestellt. Diese können dann von den Recruitern ausgewertet werden, ohne dass diese sich allzu lange durch Bewerbungsdossiers wühlen müssen. Dieser Prozess erleichtert aber nicht nur das Recruiter-Leben, sondern auch dasjenige der Kandidaten. Denn viele Unternehmen setzen nach wie vor auf Online-Bewerbungstools, bei welchen man sich mit Passwort registrieren muss und mit welchen sich der Bewerbungsprozess unnötig in die Länge zieht. Ein Chatbot verkürzt das Ganze. Kein Registrieren. Kein Hochladen von x Dokumenten. Kein elendes Warten auf Rückmeldung.

Ein Chatbot kann auch die klassische Stellenanzeige kurz halten. Darin werden lediglich die wichtigsten Punkte notiert. Alle weiteren Erklärungen liefert der Chatbot. Dieser klärt auch gleich, ob ein Kandidat für die Stelle geeignet ist. Einzelne Unternehmen bieten diesen Prozess bereits an.

Natürlich ersetzt ein plaudernder Roboter nicht den Recruiter, welcher die Auswahl trifft. Aber er hilft und reduziert Aufwand. Der Bot bietet sich als eine Art Assistenz an, übernimmt Routinearbeiten und sorgt dafür, dass sich Recruiter noch besser um die Candidate Experience kümmern können. Auch nützt ein Chatbot nur etwas, wenn die Umsetzung stimmt und die weitere Candidate Journey sowie die restlichen HR-Prozesse optimal gestaltet sind.

Solche Jobsuch- und Recruiting-Bots müssen nach wie vor noch einiges lernen. Sie verstehen nicht alle gleich gut, was man von ihnen will. Doch mit fortschreitendem Machine Learning und verbesserten Matchingfähigkeiten basierend auf ausgereiften Ontologien, werden Bots bald äusserst hilfreiche Assisstenten sein.

3 Antworten zu «Künstliche Intelligenz und Recruiting – wie Chatbots die Candidate Experience verbessern können»

  1. […] Die Roboter sollten also nicht als Konkurrenz angesehen werden, sondern als eine Art Assistent. Ähnlich wie die nervige Büroklammer stellen diese sich den unzähligen Standardfragen, die für jeden Angestellten im HR-Management längst zur mühsamen Routine geworden sind. Wenn es beispielsweise um eine Bewerbung geht, kann ein Roboter den Kandidaten erste grundlegende Fragen stellen und somit ein erstes Profil des Kandidaten erstellen. Dem Recruiter sind somit wichtige Infos (z.B. Lohnvorstellungen) schon bekannt, bevor er erstmals mit dem Kandidaten Kontakt hatte. Aber auch die Kommunikation mit Angestellten kann erleichtert werden. So kann letzterer beispielsweise den Bot fragen, wenn er wissen möchte, wie viele Ferientage er in diesem Jahr noch hat. Weitere Beispiele finden Sie hier. […]

  2. […] KI-basierte Chatbots ermöglichen es, dass grundlegende Fragen der Bewerbenden rund um die Uhr beantwortet werden können – und tragen so zu einer positiven Candidate Experience bei. Gleichzeitig erhalten Kandidatinnen und Kandidaten personalisierte Informationen, die hilfreich bei der Entscheidungsfindung sein können. […]

  3. […] passt oder nicht und Dossiers nur bei einem Fit an die Recruiter weiterleiten (mehr dazu in unserem Beitrag zu Chatbots). Auch ausgeklügelte Matching-Algorithmen helfen den Recruitern beim Durchwälzen von Unterlagen […]

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